Vulva
Welche unterschiedliche Arten von Erkrankungen des äußeren Genitales (Vulva) gibt es?
Über viele Jahre war die Nomenklatur von benignen Vulvaerkrankungen Gegenstand heftiger Kontroversen. Häufig wurden unterschiedliche Begriffe verwendet, um ein und dieselbe Erkrankung zu bezeichnen. Heute werden die atrophe Vulvadystrophie (Lichen sclerosus atrophicans), die hyperplastische Vulvadystrophie (Plattenepithelhyperplasie) und Dysplasien in Analogie zum Muttermund (vulvären intraepithelialen Neoplasien-VIN) und die Feigwarzen (Codylomata acuminata) unterschieden.
Was sind die häufigsten Symptome von benignen (=gutartigen) Vulvaerkrankungen?
Die häufigsten frühen Symptome sind Jucken und Brennen im Bereich des äußeren weiblichen Genitales.
Was ist Lichen sclerosus?
Lichen sclerosus ist einer der häufigsten Vulvaerkrankungen. Die Erkrankung kann praktisch in jedem Lebensalter beginnen, tritt aber am häufigsten bei Frauen nach dem Wechsel auf. Die Haut im Bereich der Schamlippen wird dünner, weißlich und brüchig. Lichen sclerosus ist keine sexuell übertragbare Erkrankung.
Was sind die Symptome des Lichen sclerosus?
Symptome dieser Erkrankung sind Jucken, Brennen, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr sowie häufig kleine Verletzungen der Haut. Unbehandelt kann der Lichen sclerosus durch Schrumpfungsprozesse zum Verlust der kleinen Schamlippen und zu einer Verengung des Scheideneingangs führen.
Kann Lichen sclerosus behandelt werden?
Die Diagnose des Lichen sclerosus muss mittels einer Gewebsentnahme im Bereich des äußeren Genitales bestätigt werden. Die Behandlung wird zunächst mittels eines Corticosoncreme über mehrere Wochen durchgeführt. Nach Abklingen der Symptome ist eine Pflegebehandlung mittels einer medizinischen Fettcreme als Dauertherapie sinnvoll.
Was ist eine Plattenepithelhyperplasie?
Die Plattenepithelhyperplasie ist durch die Entwicklung von juckenden weißlichen Hautarealen, die deutlich dicker als die Umgebung imponieren, gekennzeichnet. Diese Erkrankung ist nicht mit Schrumpfungsprozessen der Haut oder der Schamlippen assoziiert.
Kann eine Plattenepithelhyperplasie behandelt werden?
Die Behandlung der Plattenepithelhyperplasie ist ähnlich wie des Lichen sclerosus. Es wird eine Corticosoncereme örtlich aufgetragen.
Was ist eine "vulväre intraepitheliale Neoplasie" (VIN)?
Wie im Bereich des äußeren Muttermundes können auch im Bereich der Vulva und Vagina intraepitheliale Neoplasien (=Dysplasien) entstehen. Diese werden als vulväre intraepitheliale Neoplasie (VIN) oder vaginale intraepitheliale Neoplasie (VAIN) bezeichnet. Das Erscheinungsbild einer VIN ist sehr uneinheitlich (weißliche, rötliche, bräunliche Flecken). Daher ist es wichtig, alle verdächtige Veränderungen im Bereich des äußeren Genitales durch eine Gewebsentnahme (=Biopsie) abzuklären. Abstriche spielen bei der Diagnose eine untergeordnete Rolle.
Es gibt zwei unterschiedliche Entstehungsarten der VIN. Eine VIN, bei Frauen zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr ist meistens durch eine HPV-Infektion verursacht. Tritt eine VIN in höherem Lebensalter zwischen dem 60. und 70. Lebensjahr auf, ist meist keine HPV-Infektion nachweisbar. Die genaue Ursache dieser Art von VIN ist nicht geklärt.
Wie werden VINs behandelt?
In Analogie zum Muttermund können HPV-assoziierte VINs auch von selbst abheilen. Je höhergradig die Veränderung ist, umso seltener kommt es zu einer Spontanheilung. Sollte ein chirurgische Behandlung notwendig werden, so können niedriggradige VINs, d.h. VIN I und VIN II, mittels Laser vaporisiert (=verdampft) werden. Eine VIN III wird in der Regel operativ entfernt, da es nicht auszuschließen ist, dass auf dem Boden einer VIN III eine Krebserkrankung entsteht.
Gibt es alternative Therapien für eine VIN?
Etablierte zugelassene medikamentöse Therapien gibt es derzeit nicht. Von der Wirkungsweise erscheint jedoch eine lokale Therapie mittels einer Creme, welche das Immunsystem anregt, viel versprechend zu sein.
Was sind Condylomata acuminata?
Condylomata acuminata (=Condylome, Feigwarzen) sind vergleichbar mit Warzen an Hand und Fuß und treten im Bereich der Schamlippen, der Scheide, am Muttermund und um den oder auch im Anus auf. Sie werden ebenso durch eine Infektion mit humanen Papillomaviren (HPV), besonders durch die Subtypen 6 und 11, verursacht. Die Inkubationszeit, das ist die Zeit zwischen Infektion und Auftreten der Erkrankung, kann zwischen drei Wochen und acht Monate betragen.
Sind Condylomata acuminata gefährlich?
Condylomata acuminata sind in den meisten Fällen nicht gefährlich. Es kann jedoch sein, dass in Condylomen auch niedriggradige dysplastische Erkrankungen entstehen, d.h. CIN I oder VIN I. Daher ist es sinnvoll, insbesondere bei größeren condylomtösen Veränderungen, zu biopsieren und feingeweblich zu untersuchen.
Wie werden Condylome behandelt?
Es gibt eine Vielzahl unterschiedlicher Behandlungsmethoden für Condylome. Diese beinhalten eine lokale Therapie mit Creme oder Lösung, die entweder von der Patientin selbst oder vom Arzt aufgetragen wird. Als chirurgische Therapie ist eine Laservaporisation (Verdampfung) aufgrund der fehlenden Narbenbildung am besten geeignet.
Können Condylome wieder auftreten?
Condylome haben, wie auch andere Warzen, eine relativ hohe Rezidivrate (=Rückfallrate). Das heißt, dass je nach Therapie, Ausprägung der Condylome und HPV-Subtyp, ein Wiederauftreten dieser Feigwarzen in bis zu 30% aller Fälle vorkommt.
Wie kann ich mich vor Condylomen schützen?
Condylome können durchaus als sexuell übertragbare Erkrankung verstanden werden, sind aber keine Geschlechtskrankheit. Der einzige mögliche Schutz vor einer Infektion mit HPV ist die Verwendung eines Kondoms.
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